Wir sind auf dem Weg zur „Marchtaler-Plan-Schule“!
Seit dem Schuljahr 2017/18 werden alle Strukturelemente des Marchtaler Plans in der 5. Klasse angeboten. Unser Bestreben ist es, dieses Angebot in den nächsten Schuljahren bis in die 10. Jahrgangsstufe auszubauen. Ab dem Schuljahr 2020/21 werden alle 5. Klassen gemäß dem Marchtaler Plan in VU unterrichtet. Dies wird auch in der 6. Jahrgangsstufe fortgesetzt.
Vorstellung der einzelnen Elemente
Das 1.Strukturelement
Der Morgenkreis eröffnet unsere gemeinsame Schulwoche am Montagmorgen. Im Zentrum stehen hierbei die Menschen, die sich hier begegnen, und zwar nicht als Lehrer und Schüler, sondern beispielsweise 25 Menschen auf ein und derselben Ebene. Der Morgenkreis bedeutet für die Schüler und Lehrer:
- Ankommen dürfen in der neuen Schulwoche.
- Ort der Begegnung mit vielen interessanten Themen, wie Schöpfung, Jahreszeiten, aktuelle Geschehnisse, Meditation, Stille, ….
- „Auszeit“ der Lehrer-Schüler-Beziehung: Wir sind gemeinsam eine Klasse!
- Zuhören können und erzählen lassen.
Insgesamt soll der Morgenkreis das tägliche Miteinander fördern, eine angenehme Atmosphäre schaffen und das Kind für Glaubensfragen, Wert- und Sinnfragen sensibel machen.
Aus meiner bisherigen Erfahrung als Klassenleiterin mit der Klasse 5d kann ich sagen, dass der Morgenkreis für die Schüler ein wahrer Genuss ist. Zum einem besprechen wir beispielsweise aktuelle Themen, wie die Wahl Ende September, lesen Geschichten und diskutieren darüber oder wir erzählen und hören zu. Meine Schüler freuen sich immer sehr auf den Morgenkreis und auch unsere gemeinsame Mitte, eine Kerze, mit Stuhlkreis herum ist schon immer aufgebaut, wenn ich in die Klasse komme. Auch ich muss zugeben, dass ich mich schon immer sehr darauf freue! Hier ein paar Bilder unseres vergangenen Morgenkreises.
Das 2.Strukturelement
Die Freie Stillarbeit, kurz FSA, eröffnet täglich von Dienstag bis Freitag das schulische Arbeiten. Hierbei stehen die individuelle Entwicklung des Kindes und des Jugendlichen im Vordergrund. Lernen in verantworteter Freiheit bedeutet auch selbstverantwortliches Lernen. Der junge Mensch lernt, für sein Lernen selbst Verantwortung zu übernehmen. Die FSA findet hier bei uns an der Realschule Maria Stern bis jetzt in der 5. und 6. Jahrgangsstufe statt. Die beteiligten Fächer sind in der 5. Klasse Deutsch, Mathematik, Biologie und Erdkunde. In der 6. Klasse sind dies Deutsch, Mathematik, Englisch, Kunsterziehung und Erdkunde. Für uns als Lehrer bedeutet dies, dass wir in der FSA eine andere Rolle als üblich einnehmen: Wir sind in dieser Zeit Moderator und Helfer des einzelnen Kindes. Nun erläutere ich kurz die einzelnen Komponenten der FSA:
Frei. Dies bedeutet, dass der Schüler die Freiheit hat, sich die Aufgaben auszuwählen, er kann sein eigenes Tempo bestimmen und selbst eine geeignete Sozialform (EA, PA oder GA) wählen. Des Weiteren ist auch der Arbeitsplatz frei wählbar. Die Schüler sollen lernen, mit ihrer Freiheit umzugehen und werden dadurch selbstständiger. Regeln und Grenzen werden zuvor klar besprochen und dementsprechend auch umgesetzt. Von uns Lehrern werden zuvor, in der Regel für einen 6-wöchigen Zeitraum, die zu bearbeitenden Materialien bereitgestellt. Hierbei werden, da FSA an sich ist kein eigenes Unterrichtsfach ist, aus den oben genannten Lernbereichen Inhalte erarbeitet, geübt, wiederholt oder vertieft. Um dem Kind zu helfen, die Arbeitszeit effektiv zu nutzen und den Überblick zu behalten, gibt es Pflichtaufgaben, die in einem bestimmten Zeitfenster erledigt werden müssen, das kann beispielsweise in Form eines Wochenplans angelegt sein.
Still. Während der FSA herrscht Arbeitsruhe, das heißt ein konzentriertes Arbeiten in Stille. In PA oder GA- Phasen müssen die Schüler darauf achten, dass sie flüstern. Denn bei allen Dingen, auch so kleinen wie Stuhl verrücken, gilt: Niemand darf bei seiner Arbeit gestört werden!
Arbeit. Ihr Kind soll sich während der FSA ernsthaft und aktiv mit den Arbeitsmaterialien auseinandersetzen. Die Arbeit beginnt hierbei schon beim Herrichten des Arbeitsplatzes, der möglichst ordentlich und übersichtlich sein sollte. Die verschiedenen Lerninhalte basieren auf selbstständigem, selbsttätigem und entdeckendem Lernen. Unser Ziel ist es, dass Ihr Kind lernt, seine Arbeit selbst zu organisieren, und auch eine gute Arbeitshaltung aufbaut.
Vor Beginn der Freien Stillarbeit bekommt Ihr Kind die Möglichkeit, sich wöchentlich neue Ziele bezüglich seines Arbeitsverhaltens zu setzen. Diese können dann am Wochenende am angegliederten Reflexionsplan kritisch begutachtet werden.
Um auch ein ausgewogenes Fächerverhältnis zu gewährleisten, markiert Ihr Kind jeweils in passender Farbe, welches Fach es an welchem Tag bearbeitet hat. Dies erleichtert die Planung und den Ablauf der FSA für Ihr Kind erheblich.
„Freiheit meint nicht, dass man tun und lassen kann, was man will, sondern Meister seiner selbst werden.“
(Maria Montessori)
Das 3.Strukturelement
Das Ziel des Vernetzten Unterrichtes ist es, mehrere Unterrichtsfächer für die Schüler sinnvoll zu vernetzen. So könnte man beispielsweise in der Einheit „Alte Römer“ deren Zahlen (Mathematik) besprechen, die geschichtlichen Hintergründe zur damaligen Zeit (Geschichte), die damalige Lebensweise (Sozialkunde, Erdkunde), den damaligen Glauben (Religion). Wie Sie sehen, geht es hierbei um die sinnvolle Verknüpfung von Lerninhalten, damit Ihr Kind die Welt als Ganzes begreifen kann. Diese Säule des Marchtaler Plans wurde bei uns an der Schule ab dem Schuljahr 2017/18 in der 5.Jahrgangsstufe eingeführt. Ab dem Schuljahr 2020/21 werden alle Eingangsklassen in VU unterrichtet. Dies wird auch in der nachfolgenden 6. Jahrgangsstufe fortgesetzt.
Das 4.Strukturelement
Dies ist mehr oder weniger der Unterricht, den Sie aus Ihrer Schulzeit noch kennen. Dieser ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil des schulischen Lebens und ergänzt sozusagen Morgenkreis, Freie Stillarbeit und Vernetzten Unterricht.
von Ramona Kerscher